TU Berlin – FZS Forschungszentrum Strangpressen
Das Strangpressen zählt zu den traditionellen Fertigungsprozessen in der Metallindustrie und erlebt gleichzeitig gerade einen enormen Innovationsschub. Das liegt an der Vielseitigkeit des Verfahrens. 

Beim Strangpressen werden Metalle mittels Druck zu Halbzeugen umgeformt. Sie werden dabei in der Regel und vereinfacht ausgedrückt auf ca. 80 Prozent der Schmelztemperatur gebracht und dann mit der Strangpresse durch die vorbereitete Matrize gedrückt. Jedes Material hat dabei seine individuellen Eigenschaften und Ansprüche an den Verarbeitungsprozess.

 

So können unterschiedlichste metallische Werkstoffe eingesetzt werden, die wiederum in die verschiedensten Formen gebracht werden können, je nach Bedarf. Das macht das Verfahren zum Gegenstand und Motor für Innovation in industriellen Prozessen. Neue, besser verarbeitbare, leichtere, widerstandsfähigere, korrosionsbeständigere, besser leitfähige Metalle und Legierungen – all das kann für das Strangpressen der Zukunft eine Rolle spielen. Weil die Industrieprozesse zudem immer komplexer werden, ist auch das Strangpressen immer enger interdisziplinär vernetzt, zum Beispiel mit den Disziplinen Verfahrenstechnik, Informatik oder der Steuerungs- und Regelungstechnik.

 

Der gestalterischen Freiheit beim zu fertigenden Produkt sind kaum Grenzen gesetzt. Beim Strangpressen entstehen daher Produkte, die vom einfachen Draht bis hin zu komplexen Profilen reichen. Die Größe reicht vom filigranen Bauteil für medizinische Geräte bis zu Großprofilen für den Fahr- und Flugzeugbau und darüber hinaus.

 

Der Prozess selbst ist spanlos, das heißt, es geht kein Material verloren. Es gibt drei verschiedene Arten des Strangpressens:

 

  • Beim direkten Strangpressen presst ein Stempel einen Metallblock durch ein mit einer Matrize als Gegenstück verschlossenes Gefäß. Dabei entsteht an den Gefäßwänden Reibung.
  • Beim indirekten Strangpressen wird dagegen die Matrize in den Block gepresst, wodurch die Reibung an den Gefäßwänden entfällt.
  • Beim hydrostatischen Strangpressen presst der Stempel mittels eines flüssigen Mediums (Öl oder Wasser) auf den Metallblock.

Technische Ausstattung

  • 8 MN Strang- und Rohrpresse zum direkten und indirekten Strangpressen
  • 7 MN Strangpresse zum hydrostatischen Strangpressen
  • 0,5 MN Strangpresse zum direkten und indirekten Strangpressen

  • Ein-Bolzen-Induktionserwärmung
  • Kammeröfen verschiedener Größen bis 1300 °C

  • 160 kN Draht- und Rohrzugbank
  • 135 t Tiefzieh- und Schmiedepresse

  • 100 kN Servo-hydraulische Prüfmaschine MTS 810 für statische und dynamische Prüfung
  • 200 kN Thermo-mechanischer Umformsimulator Gleeble 3800 für statische und dynamische Prüfung
  • 50 kN Servo-elektrische Prüfmaschine DSM6102 für Kriechexperimente
  • Universalprüfmaschinen für Zug-, Druck- und 3-Punktbiegeprüfung
  • GOM Aramissystem zur Erfassung von lokalen Effekten bei der Werkstoffprüfung